Freitag, 10. Juni 2022
Die Grigne sind ein wahres Kletterparadies. Kalkwände, Türme, Türmchen und eine Riesenauswahl an Klettertouren in jedem Schwierigkeitsgrad warten auf eine Begehung.
Die Fahrt am Freitag beginnt sofort im Stau. Als wir nach längerer Fahrt in Lecco ankommen, suchen wir uns ein feines Lokal und machen uns mit der lombardischen Küche bekannt. Kurz vor Dienstschluß sind wir im Hotel in Ballabio, unserer Basis über dem Comosee.
Samstag, 11. Juni 2022
Ein sonniger Morgen weckt uns. Vom Bett aus sieht man den Kirchturm mit der Uhr, die anzeigt, daß es Zeit für das Frühstück ist. Leichter Kaffee, Säfte, Brote, Müsli, Joghurt und Obst werden am Buffet angeboten. Dann geht es los. In vielen Serpentinen fahren wir hinauf auf die Piani Resinelli, wo wir nach längerer Suche nach einem Parkplatz auch fündig werden.
Es ist viel los heute. Ein Berglauf auf die Grigna meridionale, organisiert von einem lokalen Läuferclub, beschert uns eine ordentliche Beschallung.
Mit dem Rucksack auf dem Buckel steigen wir steil aufwärts. Ziel sind die Torri Magnaghi. Hier stehen mehrere Touren zur Auswahl. Sie sind um einiges schwieriger bewertet als bei uns, auch die weiten Hakenabstände sind gewöhnungsbedürftig. Vier Seillängen führen durch einen Kamin auf den Torre Magnaghi 2. Unter dem Gipfelpilz machen wir es uns gemütlich. Vom etwas leichteren „Normalweg“ steigen zwei Einheimische herauf, etwas später erreicht eine weitere Seilschaft aus dem Canalino Albertini den Gipfel. Der Vorsteiger ist jemand aus der Gegend, der schon sein Leben lang hier klettert und der uns wertvolle Tipps zu weiteren Touren verrät. Nachdem auch unsere Freunde am Gipfel stehen, ist es schon recht voll. Die zwei Einheimischen sind inzwischen an unserem Seil zum unteren Standplatz abgefahren und mit dem weiteren Abseilen ziemlich überfordert. Herbert steigt hinunter, befreit sie aus dem Seilgewirr und erklärt ihnen die Vorgehensweise.
Mit einem Spreizschritt erreichen wir den torre Magnaghi 3, steigen ab auf ein Band und hangeln uns an einem Drahtseil in die Scharte zum Torrione Settentrionale. Hier beginnt die via Lecco, laut dem Tippgeber eine gemütlicher IVer. Nun ja, wir sind übereinstimmend der Meinung, daß die Tour einem VIer verdächtig nahe kommt, und außerdem stecken, wie hier üblich, sehr wenige Haken für die Zwischensicherung. Die Route ist jedenfalls schön, und auf dem Gipfel halten wir uns wieder einige Zeit auf, genießen die Aussicht, futtern, fotografieren. Auf dem Grat gegenüber ist der Berglauf voll im Gange, die Athleten werden lautstark angefeuert und auf dem Gipfel der Grigna meridionale unter einem aufblasbaren Zielbogen begrüßt.
Dieser Gipfel ist auch unser Ziel. Als wir dort über den mit Ketten versicherten Steig ankommen, ist der Gipfel schon abgeräumt und menschenleer. Entspannt lassen wir uns nieder, bestaunen das Panorama, das von den Westalpen mit dem Monte Rosa über die Berninagruppe und den Monte Disgrazia reicht. In der Ferne die Poebene und direkt unter uns die lombardischen Seen mit dem Comersee. Lange sitzen und liegen wir hier, Roland stimmt ein Lied an, Herbert hat ein weiteres auf Lager, und wir singen mehr oder weniger gekonnt mit. Irgendwann ist es Zeit für den Abstieg. 1.000 Höhenmeter weiter unten liegt der Parkplatz. Nach 800 Hm kommen wir zum rifugio Carlo Porta, wo wir nach einigen Bier beschließen, hier auch zu essen. Die Entscheidung ist gut, das Essen sehr schmackhaft, die Unterhaltung sehr lebhaft. Als es dunkel wird, brechen wir zum restlichen Abstieg auf. Im Schein einer Stirnlampe und mit Handybeleuchtung erreichen wir den Parkplatz, einigermaßen müde und mit heißen Knien. Aber der Tag war unbeschreiblich schön und erlebnisreich, einer dieser Tage, von denen die Seele noch lange zehrt.
Sonntag, 12. Juni 2022
Der „Fungo“ ist heute unser Ziel. Über die „Alta Via“ bzw. die „direttissima“ und in abwechslungsreichem Auf- und Abstieg erreichen wir das Ensemble an Türmen. Mehrere Routen mit wenigen Seillängen stehen hier zur Auswahl. Die Portineria ist ein leichter Gipfel. In einer Seillänge sind wir oben und mit einmal abseilen wieder auf dem Steig. Dann kommt der Campaniletto an die Reihe. Zwei bzw. drei Seillängen führen auf den Gipfel und mit zweimal abseilen ist man wieder am Einstieg. Zwischendurch beobachten wir einen Sturz ins Seil, der glücklicherweise ohne Verletzungen ausgeht.
Die nächsten Kandidaten wären „Lancia“, „La Torre“ und dahinter der „Fungo“. Das geht sich zeitlich aber nicht aus, der Comosee und anschließend die Heimfahrt warten noch auf uns. Am Comosee verlieren wir uns auf der Suche nach einem Parkplatz aus den Augen. Und so schwatteln die einen schon im See, während die anderen bei Toast, Bier und Eiskaffe das Getümmel am Ufer beobachten.
Wetter: wolkenlos, angenehm warm und schweißtreibend
Teilnehmer: Irene, Roswitha, Markus, Herbert, Roland, Armin
@armin