Freitag/Samstag, 26./27. Juli 2024
Den Monviso hatten wir schon vor zwei Jahren auf dem Programm, aber einmal ist es ein früher Wintereinbruch, dann schlechtes Wetter, das uns von der Besteigung abhält. Dieses Jahr haben wir Glück. Nach langer Fahrt parken wir am Pian del Re, nicht weit von der Quelle des Po entfernt. Der Monviso hüllt sich in Nebel, während wir an Bachläufen und Seen vorbei zum Rifugio Quintino Sella (2.640 m) aufsteigen. Ein Steinbock leckt gerade an der Hüttenmauer, ohne sich um die zahlreichen Zuschauer zu kümmern. Wir melden uns an, verschnaufen etwas, verstauen den Rucksack und steigen weiter auf den Viso Mozzo (3.019 m), der kulanterweise den Nebel lichtet, als wir auf dem Gipfel ankommen. Als wir zurück auf die Hütte kommen, ist noch etwas Zeit zum entspannen. Die Hauptsprachen hier sind italienisch und französisch, aufgelockert mit Südtiroler Dialekt und hamburgerisch. Die Hüttenküche kann nicht mit einem Restaurant im Tal konkurrieren, aber wir sind hungrig. Der Abend und die Nacht vergehen mit dösen und schlafen. Um 4:00 Uhr schellt der Wecker. Einige Monviso-Aspiranten sind schon weg, als wir zum Frühstück kommen. Im Schein der Stirnlampe folgen wir dem Steig am Lago Grande di Viso vorbei bis zum Einstieg des Klettersteiges. Er ist nicht schwierig, aber fast durchwegs mit Ketten gesichert. Am Passo delle Sagnette auf 2.990 m sieht man schon den ungefähren Routenverlauf in der zerklüfteten Südwand des Monviso. Ein Abstieg von 100 Hm über Felsbänder bringt uns in einen großen Schuttkessel. Weiter geht es über Blockkar, dem Rest des Monvisogletschers und eine steile sandige Moräne bis zum Bivacco Andreotti (3.225 m). Der folgende Firnkessel führt über eine immer steiler werdende Zunge in die Südwand. Die gelben Markierungen sind wirklich hilfreich, als wir über Rinnen, Sporne, Nadeln und Steilstufen höher schnaufen. Man spürt die Höhe. Die kurzen IIIer-Stellen halten uns nicht weiter auf, und unser Orientierungssinn ist sehr subjektiv, was wir daran erkennen, daß wir in Kleingruppen den Gipfel von drei verschiedenen Rinnen aus erreichen. Große Verschnaufpause, Erleichterung, Rundschau vom Feinsten. Das Wetter meint es gut. Die Sicht wird nur von den Wolken unter uns eingeschränkt, über uns strahlt der blaue Himmel.
Christine hat heute Geburtstag und freut sich doppelt. Unter Anleitung von Roland kommt ein zünftiges Geburtstagsständchen zustande. Nach der Gipfeljause und dem Fototermin steigen wir ab, konzentriert den Markierungen folgend. An drei Stellen seilen wir ab, den Firnhang rutschen wir ohne Steigeisen hinunter. Zurück auf dem Passo delle Sagnette ist der Monviso schon wieder im Nebel verschwunden. Immer weiter, dem Klettersteig folgend und den Berghang hinunter erreichen wir müde und geschafft das Schutzhaus. Christine und Ivan, die der Gruppe (wie üblich) voraus sind, erwarten uns schon mit einer Sektflasche. Wir stossen an auf den Geburtstag, den Gipfel, den gelungenen Tag und auf uns. Zum Pian del Re hinunter sind es noch zwei Stunden. Ivan und Christine lassen es sich nicht nehmen, im eiskalten Wasser des Lago Fiorenza eine Runde zu schwimmen. Uns anderen genügt es, die dampfenden Füsse direkt in die Po-Quelle zu stellen. Nach 12 Stunden auf den Beinen sind wir doch etwas müde. Die beiden Fahrer hingegen müssen noch 6 Stunden durchhalten. Als wir eine Pizza bzw. Pasta später und nach einer kurzen Pause auf der Autobahn wieder daheim sind, ist es Mitternacht.
Wetter: viel Nebel, zur richtigen Zeit blauer Himmel
Teilnehmer: Yvonne, Christine, Irene, Roswitha, Ivan, Gabi, Roland, Armin